Heute kennen Bankkunden Geldautomaten als bequemes, einfach zu bedienendes Mittel, um sich zu jeder Zeit des Tages und an beinahe jedem Ort der Welt mit Bargeld zu versorgen. Wer in den 1980er Jahren oder später auf die Welt gekommen ist, kann sich eine andere Art der Bargeldbeschaffung vermutlich kaum mehr vorstellen. Kein Wunder, denn mittlerweile existieren Geldautomaten seit 50 Jahren, seit einer Zeit also, als das Computerzeitalter noch in seinen Kinderschuhen steckte. Und bis der Bargeldautomat ein echtes Massenphänomen wurde, mussten so einige Hürden überwunden werden.
Es sollte nicht erstaunen, dass Geldautomaten zu Beginn noch weit von dem Komfort entfernt waren, den sie heute bieten. Im Juni 1967 – vor genau 50 Jahren also – wurde der erste Geldautomat der Welt in England aufgestellt, entworfen vom vielseitig begabten Schotten John Shepherd-Barron, dem es gelungen war, das Bankhaus Barclays von seiner Idee zu überzeugen. Schon ein Jahr später, im Mai 1968, stand auch in Deutschland der erste Geldautomat. Überraschenderweise im beschaulichen Tübingen, wo seine Verwendung 1000 ausgewählten Kunden der Kreissparkasse vorbehalten war.
EC-Karten mit Mikrochips und Magnetstreifen, wie wir sie heute kennen, gab es damals allerdings noch nicht, und so muten die frühesten Methoden zur Identifizierung aus heutiger Sicht ziemlich abenteuerlich an: Die Tübinger Kunden benötigen neben einer Plastik-ID-Karte auch einen Schlüssel und Lochkarten. Beim von Shepherd-Barron entworfenen Geldautomaten in England kamen sogar Schecks zum Einsatz, deren Fälschungssicherheit durch eine schwach radioaktive Substanz gewährleistet sein sollte. Und natürlich der berühmte, vierstellige PIN-Code, an dem sich erstaunlicherweise bis heute wenig geändert hat und der in den meisten Ländern der Welt Standard ist. Dabei sollten ursprünglich sogar sechs Ziffern die Sicherheit erhöhen, wäre nicht – so zumindest erzählt es der Erfinder Shepherd-Barron – seine Frau der Ansicht gewesen, dass eine so lange Ziffernfolge zu schwer zu merken sei.
Mit dem Fortschreiten des Computerzeitalters und der dabei entstehenden Möglichkeit, mehrere Computer auch über weite Distanzen miteinander zu verbinden, entwickelte sich auch das Geldautomatenwesen weiter. Erneut war es eine Kreissparkasse, diesmal in Köln, die 1978 den ersten, von Wincor-Nixdorf hergestellten Geldautomaten aufstellte, der an das zentrale Computernetz der Bank angeschlossen war. Damit war der Grundstein gelegt für eine von der örtlichen Bankniederlassung unabhängige Geldversorgung.
Dass der Geldausgabeautomat sich nur langsam durchsetzte, lag aber auch daran, dass die ersten derartigen Automaten oft noch in den Banken selbst installiert und somit nur dann zugänglich waren, wenn die Schalter ohnehin geöffnet waren. Im besten Fall konnten Bankkunden so mit kürzeren Wartezeiten rechnen, aber eine Bargeldversorgung rund um die Uhr lag noch in weiter Ferne. Spanien und Schweden waren schließlich Vorbilder für die Entwicklung dahin, Bankautomaten in einem rund um die Uhr geöffneten Foyer der Banken oder gleich im Außenbereich zu installieren. Von da an dauerte es nicht lange, bis die Geldautomatenaufsteller die Geräte auch ganz von Bankfilialen unabhängig in Kaufhäusern, Bahnhöfen und Fußgängerzonen platzierten.
Es war also ein langer und nicht unbeschwerlicher Weg zu Akzeptanz und Verbreitung. Heute sind rund 60.000 Geldautomaten allein in Deutschland aufgestellt und viele von ihnen ermöglichen neben Bargeld-Abhebungen auch ein Überprüfen des Kontostandes, Überweisungen und automatisierte Bargeldeinzahlungen. Die Vernetzung und die Sicherheitsprotokolle sind dabei so gut, dass sogar das Geldabheben von Automaten fremder Banken oder sogar im Ausland in ganz anderen Währungen möglich und in hohem Maße sicher ist.