Geldautomatenaufsteller müssen nicht in Panik verfallen
Was in Deutschland – angesichts der Tatsache, dass Bargeld noch das beliebteste Zahlungsmittel hierzulande darstellt – undenkbar ist, ist anderswo bereits Realität: Die Einschränkung des Bargeldverkehrs.
Schweden zum Beispiel, gilt mittlerweile als ein Land mit einer sehr schlechten Versorgung mit Geldausgabeautomaten. Nach Schätzungen aus dem Jahr 2015 hat jeder dritte Däne die Bezahl-App Mobile Pay auf seinem Smartphone. Und in Italien liegt die Höchstgrenze für Barzahlungen bei 999,99 Euro.
Der gläserne Mensch in der digitalisierten Gesellschaft
Wer nichts zu verbergen hat, der braucht auch nichts zu befürchten? Im Umkehrschluss bedeutet das: Wer bar zahlt, hat irgendetwas zu verbergen, trägt doch Bargeld zur Wahrung der Anonymität bei. Nicht wenige denken bereits in diese Richtung. Aber warum akzeptieren wir stillschweigend die drohende Bargeldenteignung? Woher diese Bequemlichkeit? Ist es nicht das Recht eines jeden Menschen, selbstbestimmt zu entscheiden, wofür er sein Geld ausgibt? Und ist es nicht so, dass dies Unbefugte, wie der Staat, nicht zu wissen brauchen?
Unternehmen sind aus gutem Grunde an bargeldlosem Bezahlen interessiert, denn dadurch lässt sich z.B: der Kaufweg des Verbrauchers und seine Kaufentscheidungen verfolgen. Welche Lebensmittel tun es ihm besonders an? Welche Hobbies verfolgt er? Wohin reist er gerne? Wir geben unseren Tagesablauf preis, vollziehen wir doch häufig Einkäufe über den Tag verteilt. Wenn die Krankenkasse zudem von den Rauchgewohnheiten erfährt, kann dies schnell teuer werden.
Die disziplinierende Wirkung von Bargeld
Wenn uns das physische Geld aus den Fingern rinnt, bemerken wir schneller unsere Ausgaben als per Durchziehen der Kreditkarte. Der Verbraucher überlegt sich einen Einkauf zweimal, wenn er den Hundert-Euro-Schein in den Händen hält. Ganz zu schweigen von dem Taschengeld für Kinder. Wie soll unsere nachfolgende Generation ein Gespür für den Wert des Geldes bekommen, wenn es nicht mehr anfassbar ist? Wie soll jemand eine Größenvorstellung von 10 000 Euro bekommen, wenn dieser Betrag nur noch virtuell auf dem Bildschirm erscheint? Unkontrolliertes Konsumieren und eine damit verbundene Verschuldung sind vorprogrammiert.
Der finanzpolitischen Entwicklung ausgeliefert
Banken verlangen bereits Gebühren für das Abheben am Geldautomat. Steckt wirklich nur die Nullzins-Phase dahinter, um die niedrige Differenz zwischen Kreditzinsen und Sparzinsen auszugleichen? Vermögende Kunden und Firmen werden in Form von negativen Nominalzinsen zur Kasse gebeten. Gebühren zahlen für das Horten von Geld bei der Bank? Heute Realität. Es wäre keine Überraschung, wenn dies auch demnächst den Normalbürger trifft. Stellen Sie sich nun eine bargeldlose Gesellschaft vor. Ihr Vermögen müssen Sie auf dem Konto deponieren, ob Sie wollen oder nicht. Und damit sind Sie den Entscheidungen von Banken ausgeliefert. Nicht nur was Negativzinsen betrifft, sondern auch generelle Abgaben. Staat, Unternehmen sowie Banken kommen leichter an das Geld. Es drohen willkürliche Abbuchungen.
Soziale Ausgrenzung
Was ist mit älteren Menschen und denjenigen, die mit dem digitalen Zahlungsverkehr nicht klar kommen können beziehungsweise wollen? Schon heute, in Zeiten in denen immer mehr Bankfilialen in ländlichen Gegenden schließen und auch deren Bargeldautomaten nicht mehr zur Verfügung stehen, haben ältere Menschen ein Problem. Sie werden quasi jetzt schon gezwungen, sich der Bargeldrestriktion zu unterwerfen. Aber nicht nur Ältere haben mit fehlenden Geldautomaten ein Problem. Nicht wenige Menschen, wie z.B. auch Personen mit mangelnder Kreditwürdigkeit, besitzen kein Giro-Konto. Sie und der Rest der Gesellschaft rutschen in eine komplette Abhängigkeit von Banken.
Und: Das Bezahlen per Geldschein ist unabhängig vom reibungslosen Funktionieren technischer Geräte möglich. Weder eine stabile Internetverbindung noch ein intaktes Lesegerät sind notwendig.